Wolfgang Denk. Mythos – neue Abstraktion

Ausstellung vom 19. März bis 1. Mai 2022
forumschlosswolkersdorf
Schloss Wolkersdorf, NÖ

Nach über 300 Ausstellungen ist jene in Wolkersdorf für Wolfgang Denk angesichts der vielen, unterschiedlichen Räume im Schloss trotzdem etwas Besonderes: „Bei so vielen Räumen muss man überlegen, wohin man welches Bild hängt“, schmunzelt er. Unter dem Titel „Mythos – neue Abstraktion“ zeigt Denk auf Einladung von forumschlosswolkersdorf über 100 Bilder, vom Großformat bis zu kleineren Werken, alle entstanden in den vergangenen drei Jahren. „Es ist ein gutes Gefühl, Wolfgang Denk hier zu haben und zeigen zu können“, sagt Dagmar Kunert vom forumschlosswolkersdorf: „In seinem Atelier lagern sicher noch einmal 100 Werke aus diesem Zeitraum.“
Im Fokus seiner Werke steht eine Synthese aus Farben und Formen, die somit das Ziel „Neue Abstraktion“ absteckt. „Post-Painterly und New Abstraction“ bezeichnet eine nicht genau definierte Tendenz in der zeitgenössischen Malerei. Mittels der von Denk gefundenen Form des Materialdrucks, der „Plasticolorotype Technik“ (Plastikeinkaufssackerl) – einer Abwandlung der Monotypie – sollte eine neuartige serielle Ebene von konstanten und variablen Elementen in die Neue Malerei eingetragen werden. Kontinuierlich blieb hingegen in seinem gesamten Oeuvre – von den Anfängen in den 1970er Jahren bis zu seiner gegenwärtigen Ausrichtung – die ihm eigene Attitüde, seinen Werken die aus Reisen und Abenteuern geschöpfte Authentizität, Energie und spirituelle Schwingungen einzuhauchen. Dies sind Kräfte, die in der Kunst häufig als individuelle Mythologien bezeichnet werden.

Dagmar Kunert, Kuratorin forumschlosswolkersdorf, Martha & Wolfgang Denk, Carl Aigner
Foto: Michael Pfabigan, NÖN

Dagmar Kunert, Carl Aigner, Martha & Wolfgang Denk

…aus heiterem Himmel
Wolfgang Denk. Neue Malereien.

Ausstellung vom 12. März bis 18. April 2021
NÖ Dokumentationszentrum für Moderne Kunst, St. Pölten

WOLFGANG DENK
Neue Malereien 2019 – 2020

24/30 cm, 192 Seiten, vierfärbig
Hardcover, € 35
Herausgeber: Wolfgang Denk, Martha Denk, Carl Aigner
artedition / Verlag Bibliothek der Provinz, 2021
ISBN 978-3-99126-014-1

Martha Denk, Wolfgang Denk, Witty

Ausstellungsansicht

Wolfgang Denk, Wolfgang Sobotka, Carl Aigner

Martha Denk, Wolfgang Denk, Witty und Gäste

Joachim Rössler

 

Wolfgang Denk, Christian Bauer

WOLFGANG DENK – Eine Werkmonographie

Buchpräsentation in der Kunsthalle Krems und im Museum Mistelbach 2019

WOLFGANG DENK
Eine Werkmonographie

24/30 cm, 264 Seiten, vierfärbig
Hardcover, € 38
Herausgeber: Carl Aigner und Wolfgang Denk
artedition / Verlag Bibliothek der Provinz, 2018
ISBN 978-3-99028-811-5

Buchpräsentation WOLFGANG DENK/Eine Werkmonographie, in der Kunsthalle Krems, Wolfgang Denk, Martha Denk

Joachim und Fritzi Rössl, Klaus Bergmaier, Margit Zeininger, Florian Steininger, Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Christiane Krejs, Manfred Kopriva, Judith Kithara, Martin Denk

Wolfgang Denk und Carl Aigner im Gespräch

Wolfgang Denk und Carl Aigner im Gespräch

Buchpräsentation WOLFGANG DENK/Eine Werkmonographie, Nitsch Museum Mistelbach
v. l. n. r.: Hermann Nitsch, Wolfgang Denk, Carl Aigner, Erwin Wögenstein, Totoola Olosun Egbebi

v. l. n. r.: MAMUZ-Geschäftsführer Peter Fritz, Helga Pils, Verlagsleiter Richard Pils, Carl Aigner

v. l. n. r.: Peter Fritz, Kulturstadtrat Klaus Frank , Martha Denk , Hermann Nitsch, Wolfgang Denk, Carl Aigner

Wolfgang Denk / Mythologische Reisen – Bilder und Objekte

Ausstellungseröffnung 11. Mai 2019
Eisenberger Fabrik / die Fabrik für Literatur, Kunst und Kultur, Gmünd

Plakat und Katalog

Eisenberger Fabrik, Ausstellungsansicht

Eisenberger Fabrik, Ausstellungsansicht

Wolfgang Denk

Carl Aigner, Karl Wilfling (Landtagspräsident NÖ), Wolfgang Denk, Helga Rosenmayer (Bürgermeisterin Gmünd)

Martha und Wolfgang Denk

Eisenberger Fabrik, Ausstellungsansicht

Martha Denk

Michael Pils, Verlag der Provinz, Verlagsleiter

Ausstellungseröffnung

Biografisches

geboren am 17. September 1947 in Seitenstetten in Niederösterreich; 1948 Umzug nach St. Valentin; 1957–1963 Gymnasium Linz; 1964–1967 Ausbildung als Modelltischler, Steyrwerke, Steyr; 1964 Beginn der künstlerischen Arbeiten; 1967–1969 (eigene) Galerie Pfarrgasse Steyr; 1969–2000 zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Österreich und international; 1970–1995–2005 Reisen zur Kunst nach Nordeuropa, Amerika, Afrika, Indien, Japan. Seit 1967 freischaffender Künstler, lebt und arbeitet seit 1995 in Zöbing/Langenlois; gestorben am 7. April 2023 in Krems, Niederösterreich

Wolfgang Denk / Wie kam ich dazu, Maler zu werden?*

Versuch einer biografischen Detailskizze.

Es müßte etwas geben, um mehr sagen zu können, um mehr über sich zu erfahren. A-4 Blätter mit wilden Phantasien bekritzeln, bemalen – Zeichnen als Schutzwall gegen die Umwelt – uns trotz wohlgemeinter Ermahnung waren die Nächte eher zum Lesen als zum Schlafen da… Paul Klee, Wassily Kandinsky, Joan Miró, Piet Mondrian, Willy Baumeister, Max Ernst, Paul Cézanne, Jean Dubuffet, Kurt Schwitters, Sitting Bull, die Mayas, Inkas, Nazca, Cheyenne, die alten Meister der europäischen Malerei, Südamerika, Nordamerika, Hermann Hesse, Herbert Tichy, Thor Heyerdahl, Gizeh, Teotihuacan, die germanischen Götter, die keltische Sagenwelt, Mykenä, Catal Hüyük etc. etc. waren gute Bekannte, papierene Freunde, eine Welt im Kopf, die danach drängte, von mir in der Wirklichkeit gesucht zu werden. Gefühle eines unüberbrückbaren Zwiespaltes zwischen Innen- und Außenwelt (Steyer-Werke – Modelltischler – erste Anfänge – Rückblick – Vorausschau).
Früher, als ich noch mit Großmutter in St. Peter – Seitenstetten… (Bahnhof – entlang der Url – Brücke) – war… Rückkehr zu meinem Geburtshaus… Schmalzbrot essen… in der Holz- und Wagenhütte herumkramen… Gebell der diversen Hofhunde… mit meiner Cousine am Puchroller und Fischen im Urlbach… bloßfüßig über die eigenartig geformten Steine… um 5 Uhr früh aus dem Bett (müssen)… beim Schwingen der Sense… und Einbringen des taufrischen Grases dabeisein (Geruch)… Ernten… die Pferde am Zügel führen und mit Zweigen die lästigen „Bremsen“ und Fliegen verjagen… da war (war da?) eine totale Offenheit noch möglich?
Der Umzug meiner Eltern – biede Lehrer – hatte vieles verändert – St. Valentin (und letztlich wurden es fast 20 Jahre, daß ich dort lebte). Ein Freund verglich es in einem Gedicht mit einer geplatzten Wurs(ch)t – ein Dorf – zehntausend Einwohner – die teilweise ihre Zeit damit verbringen, in Linz in Schulen bzw. in Steyr zur Arbeit zu gehen (oder umgekehrt). (Westbahn, Franz Josefsbahn oder Steyrerbahn).
Wieviele Bücher habe ich in fahrenden Waggons gelesen?
Aber auch phantastische Reisen waren möglich. Der Wohnzimmertisch wurde mit Decken zu einem Hausboot verwandelt, mit meinem Bruder treib ich dann gemeinsam den ungeheuren Amazonas hinunter. (Peter, er studierte Musik und zeigte mir dadurch neue Möglichkeiten).
So begann ich 1965 einen Weg… einen Weg, von dem ich manchmal glaube, daß er bereits ein Ziel sei. Aber er führt immer weiter.

* In: Wolfgang Denk, Ausstellungskatalog, hg. von NöArt Galerie,
Künstlerhaus, 1981, o.p.

Doppelgesichtige Kunstmethode, 1982
Mischtechnik, Aquarell, Bleistift auf Papier
50 x 36 cm, Atelier Denk

Eine doppelgesichtige Kunstmethode*

Wolfgang Denk

 

Es erscheint ganz einleuchtend: Die alten Avantgarde-ldeen, mit ihrem fortschrittskonformen, kämpferischen Vokabular, scheinen totgelaufen. Nach den dramatischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts kommt die Erkenntnis, dass mit dem ultimativen, atomaren Katastrophenpotential eine einschneidende Zeitenwende ins moderne Bewusstsein getreten ist, die martialische und brutalisierende Attitüden im Kunstschaffen praktisch verbietet. Analytischer Definitionszwang und die verzweifelte Originalitätssuche dürften mehr ein Fluchtverhalten vor den Unvertäglichkeiten der Zeit sein, als ein Versuch, sich den Problemen zu stellen. Ein föhlichlustvolles Nichthinausschauen über die Grenzen des Kunstbetriebes ist ein vielleicht durchaus verständlicher, aber kurzatmiger Hang zur ldylle.

Dabei erlebt die Kunst in dieser gegenwärtigen Situation keineswegs eine Stagnation – im Gegenteil. Es tun sich faszinierende Möglichkeiten auf. Keine Ideologien sind dazu nötig, da die wirklich wichtigen Lebensfragen, die Abenteuer der Existenz, gerade ohne solche anzugehen sind. Nicht neue Konfessionen, sondern eine offene, bewusste Wahrnehmung bestimmt eine heute mögliche Kunstsicht.
Es geht um das Ethos der Kunst, eine Moralität ohne vorgegebene Leitsätze, aber in Bewusstheit des historisch absolut singulären Zustandes einer möglichen Weltvernichtung. Ob eine immer größere Geschwindigkeit und Hektik des Kunstbetriebs dazu passende Antworten liefern kann, ist mehr als zweifelhaft. Gelassenheit ist eher gefragt.

Die Kunst nimmt ja einen bevorzugten Platz zwischen Religionen und Wissenschaften ein. Ihr muss nicht geglaubt werden, sie bedarf keiner Beweise.

Der Künstler kann in diverse Masken schlüpfen. Als geistesgegenwärtiger Erforscher anthropologischer oder historischer Tatbestände, als spielerischer Mathematiker oder Fachmann neuester Kommunikationssysteme bleibt er doch hauptsächlich ein Darsteller seines eigenen Wesens, seiner bewussten und unbewussten Erfahrungen, und kann als solcher direkt verstanden werden. Er braucht dazu auch nicht jene Form von Konsequenz, die sein Werk auf einen allzu glatten Wiedererkennungseffekt festlegt oder zumindest ein gesellschaftskonformes Verhalten signalisiert. (Illustrative Innovation in westlich schicker Freiheit und anschließende Etablierung als verlässlich keimfreier Markenartikel.)

Wichtig ist eine Synthese aus Ahnung und Wissen, die spürt, was zu einem bestimmten Zeitpunkt möglich oder zwingend ist. Lebendige Kunst bietet aber keine trügerischen Sicherheiten.

* In: Wolfgang Denk: Malerei, hg. Niederösterreich-Gesellschaft für Kunst und Kultur, Galerie Lang, Wien 1987, o.p.