Grenzenlos – Totalität als Anspruch

Joachim Rössl

 

Im Jahr 1947 wurde in Wien der Art Club gegründet. In ebendieses Jahr fällt die Geburt von Wolfgang Denk im ländlichen Seitenstetten. Viele Jahre später (2003) kuratierte Denk die Ausstellung „Mythos Art Club“ in der Kunsthalle Krems. Damit ist auch die Spannweite des Lebensweges eines stets neugierigen Menschen als Künstler, Vermittler, Entdecker und Organisator mit Sozialinstinkt angedeutet: Ich kenne keinen trickreicheren Agenten der Kunst.

Da Leben und Kunst bei Denk stets in einem grenzenlosen, aber gemeinsamen Kosmos beheimatet sind, würde jede trennende Darstellung der Persönlichkeit nicht gerecht werden. Schon in einem Katalog aus dem Jahr 1977 ist diese Methode der Totalität an mehreren abgebildeten Organigrammen des Daseins ablesbar. Derartige Schriftbilder der Organisation und Komplexität von Kunst und Leben sind für viele Jahre und Problemstellungen erhalten. Sie zeigen, wie Kunst, Mythos, Geschichte, Gegenwart und Leben in der Welt des Künstlers einander bedingen und sich verzahnen. Dahinter steht wohl auch das Bild des Gesamtkunstwerkes.

Seine Verdienste als Gründungsdirektor der Kunsthalle Krems, des Nitsch Museums in Mistelbach und der Susanne Wenger Foundation sind ebenso unbestritten wie seine Vorreiterrolle in der Organisation internationaler Ausstellungsserien, insbesondere in den Jahren um die große politische Wende 1989. Auch auf diesem Feld hatte Denk immer eine ganzheitliche Sicht und empfand sich stets als Künstler, der seine Sensibilität und Kompetenz in das Geschäft als Organisator von Kunstereignissen einbrachte. Persönlich meine ich, dass dieses Leben des ständigen Bestrebens, ein doch sehr profanes Metier mit den hohen Ansprüchen an die eigene Kunstproduktion zusammenzuführen, viel Kraft gekostet hat.

Die in zahlreichen Katalogen dokumentierten Werke des Künstlers Denk zeichnet eine eigenständige Linie der Qualität aus, die starke grafische Elemente mit malerischen Akzenten verbindet. Seine Reisetätigkeit an viele Kraftorte bedingt eine inhaltliche Prägung, die meistens in den Bildtiteln deutlich wird, aber nie zu plumper Gegenständlichkeit, sondern stets zu einer Abstraktion der Wesensschau führt. Die Verdichtung der Fläche stellt über all die Jahre eine Konstante dar, die als Vergegenständlichung der komplexen Welt des Künstlers verstanden werden darf. Dahinter steht ein Theoriegebäude, das so prägende Persönlichkeiten wie Susanne Wenger und Hermann Nitsch wohl auch bewohnen.

Diese Kunst- und Lebensreise über fünf Jahrzehnte hat Denk mit und durch seine Frau Martha über viele Klippen geführt. Beiden gilt mein Dank.

Joachim Rössl, Photo: Privat